Voy – der Blindenfußball kommt in die Mitte der Gesellschaft

Dribbeln zum Tor
Innenleben eines Blindenfußballs

Es ist Samstagnachmittag und es wird Fußball in der Bundesliga gespielt. Soweit nichts Besonderes, doch die Spielerinnen und Spieler spielen auf einem aufgebauten 20x40m-Feld mitten in Bonn. Hier werden an diesem Spieltag die Spiele der Blindenfußballbundesliga ausgetragen.

Doch wie kann Fußball funktionieren, wenn man nichts sieht? Im Gegensatz zum Fußball von sehenden SpielerInnen ist das Feld kleiner und ähnlich zum Futsal durch Banden begrenzt, die aktiv mit in das Spiel einbezogen werden (können). Hohe Flanken vermisst man jedoch: der Ball ist schwerer, damit er stets unter Hüfthöhe verbleibt. Außerdem macht der Ball Geräusche. Im Inneren des Balls befinden sich Rasseln, damit die SpielerInnen wissen, wo sich der Ball gerade befindet.

Um zu wissen, wo sich die GegenspielerInnen befinden und wie man selbst zum Tor steht, gibt es ebenfalls Hilfen. Das wichtigste ist der Ruf „Voy“ (spanisch für „ich komme“), den die SpielerInnen rufen müssen, wenn sie zum Ball und damit auf jemanden zurennen. Kommt der Voy-Ruf zu spät oder gar nicht, gibt es Verwarnungen. Um Verletzungen zu vermeiden, tragen alle SpielerInnen zusätzlich zur Verdunklungsbrille einen Kopfschutz.

Eine weitere Hilfe für die vier Feldspieler sind der sehende Torwart und der sehende Guide hinter dem Tor. Sie können Anweisungen rufen, um so eine Orientierung und Einordnung zu geben, wie weit es noch bis zum gegnerischen Tor ist und wie viele Gegenspieler sich dazwischen befinden. Der Guide ist außerdem bei Freistößen und Strafstößen wichtig, wenn das Tor abgeklopft wird, um aufzuzeigen, wo sich die Pfosten und die Latte befinden.

Entscheidend für einen Sieg nach zweimal 20 Minuten ist damit nicht nur das spielerische Vermögen, sondern auch die Kommunikation im Team. Laute Fangesänge von den Tribünen sind daher eher hinderlich und nur in den Unterbrechungen erwünscht.

Mitten in Bonn bleiben an diesem Samstagnachmittag viele fußballinteressierte Menschen stehen und schauen zu. Dabei gibt es etliche BesucherInnen, die angestrengt ihrem Handy zuhören oder Kopfhörer tragen. Für blinde ZuschauerInnen werden die Spiele live reportiert und sind auch im Internet als Livestream anzuhören. So wissen die anderen Mannschaften, aber auch die AuswechselspielerInnen genaustens, was gerade auf dem Spielfeld passiert. Übrigens spielen beim Blindenfußball Frauen und Männer zusammen. Hier kommt es allein auf das spielerische Vermögen an.